Groß war die Überraschung am Abend des 8. Mai als Protodiakon Dominique Kardinal Mamberti von der Benediktionsloggia des Petersdomes die Wahl des US-Amerikaners Robert Francis Prevost mit dem Papstnamen Leo XIV. verkündete. Damit folgt ein Kosmopolit aus Chicago dem verstorbenen Papst Franziskus auf den Stuhl Petri.
Ob sich der neugewählte Past Leo mit seiner Namenswahl auf den Verfasser ersten Sozialenzyklika „Rerum Novarum“ (1891) also auf Papst Leo XIII. (1878 bis 1903), bezog, könnte auch schon Programm sein. Offensichtlich ist jedoch, dass der neue Heilige Vater als 267. Papst an das Pontifikat seines direkten Vorgängers Franziskus anknüpft: "Ich möchte diesen Segen weiterführen", sagte Leo mit Blick auf den letzten Segen "Urbi et orbi" des argentinischen Papstes am Ostersonntag. Franziskus hatte immer wieder seine Vision von Kirche so beschrieben, dass sie für "alle, alle, alle" da sein müsse. Hier steht sein Nachfolger für klare Kontinuität. Leo XIV. spricht von einer Kirche, die "offen für alle" ist und im Dialog mit der Welt stehen will. Er möchte Brücken bauen und gemeinsam mit allen Gläubigen vorangehen. Das alles erinnert an Franziskus. Leo XIV. sprach von einer missionarischen Kirche, einer Kirche, die den Dialog sucht, die immer offen ist. Diese Aussagen untermauern seine Stationen als Bischof von Peru und als Leiter des Augustinerordens in Rom. Er ist für eine synodale Kirche, die vorwärts geht und für die Bedürftigen da ist – zwei Themen, die auch Franziskus sehr am Herzen lagen. Papst Leo wünscht sich, dass die Kirche ohne Angst vorangeht. Der als ein untypischer Vertreter der amerikanischen Kirche bezeichnete Papst Leo gilt als gemäßigter Reformer. Besonders deutlich zeigt sich seine Haltung in Umweltfragen: Prevost hat sich wie Franziskus wiederholt für entschiedenes Handeln gegen den Klimawandel ausgesprochen.
Und nun der Österreich-Bezug des neuen Pontifex: Leo XIV. war mehrmals in in unserem Land, zuletzt als Kurienkardinal im vergangenen November anlässlich des 675. Weihejubiläums der Augustinerkirche in Wien.
Der neue Bischof von Rom kam am 14. September 1955 in Chicago, Illinois zur Welt. Am 1. September 1977 begann er sein Noviziat in der Ordensgemeinschaft der Augustiner (OSA) in Chicago. 1978 wurde er dort ausgebildet und schloss das Theologiestudium ab. In Rom wurde er am 19. Juni 1982 im Augustinerkolleg von Santa Monica durch den belgischen Erzbischof Jean Jadot, zum Priester geweiht. 1999 wurde er zum Provinzialoberen der Augustinerprovinz „Mutter vom Guten Rat“ in Chicago gewählt. Papst Franziskus ernannte ihn am 3. November 2014 zum Apostolischen Administrator der peruanischen Diözese Chiclay. Am 26. September 2015 wurde er Bischof von Chiclayo, am 15. April 2020 auch Apostolischer Administrator der peruanischen Diözese Callao. Am 30. Januar 2023 holte ihn Franziskus zum Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe und Präsidenten der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika. Im Konsistorium vom 30. September desselben Jahres erhob der argentinische Papst ihn schließlich zum Kardinal im Rang eines Kardinaldiakons und übertrug ihm als Titelkirche die Augustinerkirche in Rom, die der heiligen Monika geweiht ist. Am 6. Februar 2025 wurde er zum Kardinalbischof des suburbikarischen (also vor den Toren Roms gelegenen) Bistums Albano erhoben.
Leo XIV. wirkte bei seinem von den Gläubigen umjubelten ersten öffentlichen Auftritt mit roter Mozetta und Benediktionsstola als sehr sympathischer Papst mit großem Charisma, auf den jetzt viele Aufgaben,Verpflichtungen und Wünsche warten. Man darf gespannt sein, wie er die neuen römischen Vorzeichen setzt!
Dr. Heinz Wieser