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Neustift01Die Vorsichtsmaßnahmen wegen des Corona-Virus krempeln den Alltag jedes Einzelnen um. Sie sind drastisch, aber notwendig und verändern auch das kirchliche Leben: Gottesdienste werden abgesagt, Firmungen und Erstkommunion-Feiern verschoben, Beerdigungen und Taufen sind nur noch im kleinen Kreis zugelassen. Erstmals in der jüngeren Geschichte des Vatikans werden in der Karwoche und zu Ostern auf dem Petersplatz und im Petersdom keine Menschen zu finden sein.

Krisensituationen sind für alle Menschen eine besondere Herausforderung. So wie schon so oft in der Vergangenheit bewährt sich der christliche Glaube in solchen herausfordernden Situationen. Insgesamt kennt unsere Gesellschaft seit sieben Jahrzehnten nur das „immer besser – immer schneller – immer angenehmer“: mehr Freiheit, mehr medizinische Möglichkeiten, höhere Pensionen, mehr Wohlstand, mehr Komfort. Wir tun uns schwer mit nicht berechenbaren Situationen sowie mit Dingen, die wir nicht zu beherrschen scheinen oder mit Fragen, auf die wir keine Antwort haben. Der christliche Glaube ist ein Glaube, der zumindest grundsätzlich gerade in solchen Situationen eine hohe Kompetenz aufweist. Der christliche Glaube lebt aus Vertrauen statt Panik. Möglicherweise haben wir als Christen zur Zeit gerade dies neu zu lernen. Gefragt ist Solidarität, etwa beim Einkaufen für ältere Menschen oder bei der Kinderbetreuung. Wie zerbrechlich, wie abhängig unser Leben ist, wird uns ebenfalls klar gemacht. Zu Pessimismus gibt es dennoch keinen Anlass. Hunger, Seuchen und Krieg gehörten für unsere Vorfahren vor mehr als hundert Jahren zum Alltag. Aber sie hatten den festen Glauben, dass ihr Schicksal in Gottes Hand ruht.

Zu diesem festen Glauben gehört in erster Linie die Botschaft von der Auferstehung Jesu. Das Licht der Auferstehungsbotschaft reicht, soweit wir denken können. Niemand ist davon ausgeschlossen. Es leuchtet auch für die Menschen, die unter der Endlichkeit ihres Lebens leiden, weil schwere Krankheit sie betroffen hat, derentwegen sie auf den Tod warten. Es leuchtet ebenso für die Menschen, die sich ausgeschlossen fühlen, weil sie zu den vielen gehören, die keinen Arbeitsplatz finden, obwohl sie sich darum bemühen. Das Christentum hat entscheidende Beiträge zur gerechten Gestaltung der Gesellschaft geliefert. Es ist erfreulich, dass auch heute wieder der wachsende Anteil der Menschen unvergleichlich höher ist, die durch ihre Religion zu den Grundwerten kommen und daran glauben. Das macht die Religionen so wichtig für die Gesellschaft. Es ist erfreuliche Tatsache, dass in unserer postsäkularen Gesellschaft die christliche Leitkultur Österreich und Europa prägt.

Wenn jetzt die Christenheit Ostern feiert, dann erreicht uns das Licht des Ostermorgens. Die Sorgen auf dem Weg zu diesem Osterfest werden nun zurechtgerückt. Persönliche Zukunftsängste, wirtschaftliche Sorgen, die Angst vor Terror und Krieg sind keine Gründe zur Verzagtheit. Wer Gott vertraut, der neues Leben schafft, kann auch sich selbst etwas zutrauen. Wer vom Licht des Ostermorgens herkommt, braucht nicht alles grau zu malen. Wer den Neubeginn dieses Tages wahrnimmt, kann gar nicht darauf beharren, dass alles so bleibt wie es ist. Überzeugung der Kirche ist, dass die Zuversicht wieder an Boden gewinnt. Die Osterfreude ist dafür die entscheidende Quelle.

Dr. Heinz Wieser