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Foto: Dr. Heinz Wieser

Bronzebüste von Papst Benedikt XVI. vor der Primizkirche St. Oswald in Traunstein. Ein Werk des des Künstlers Johann Brunner aus Oed bei Lauter.

Papst Benedikt XVI. gab am 11. Februar in einem Konsistorium den in Rom anwesenden Kardinälen in einer in Latein gehaltenen Ansprache seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen bekannt.

Der Heilige Vater sagte, er spürt die schwere Last seines Amtes und hat lange über die Entscheidung nachgedacht und sie zum Wohle der Kirche gefällt. Er hob hervor, dass seine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben. „Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013 um 20.00 Uhr der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird“, sagte der Papst wörtlich. Überall gab es nach Bekanntwerden dieser Meldung großes Bedauern aber auch Bewunderung für diesen mutigen Schritt. Man rechnet mit der Wahl eines Nachfolgers bis Ende März. In der Kirchengeschichte trat ein einziger Papst, Coelestin V., der 1294 gewählt wurde, nach wenigen Monaten aus Gewissensgründen von seinem Amt zurück.

Foto: Dr. Heinz Wieser Papst Bendikt XVI. bei einer Audienz in Rom

Papst Bendikt XVI. bei einer Audienz in Rom

Papst Benedikt XVI. kam am 16. April 1927 in Marktl am Inn in Bayern zur Welt. Gleichzeitig mit seinem Bruder Georg empfing er am 29.Juni 1951 aus der Hand des damaligen Erzbischofs von München und Freising, Michael Kardinal Faulhaber, das Sakrament der Priesterweihe im Freisinger Mariendom. Es war ein großer Weihejahrgang mit 45 Kandidaten. Seine Primiz feierte der 24-jährige spätere Papst am 8.Juli 1951 in der Stadtpfarrkirche St.Oswald in Traunstein. Er ist seit 19. April 2005 Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und des Vatikans, von 115 Kardinälen im vierten Wahlgang nach nur 26 Stunden Konklave zum Nachfolger Papst Johannes Paul II. gewählt. Vor seinem Pontifikat als Papst Benedikt XVI. war Joseph Ratzinger Dekan des Kardinalkollegiums und Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre. Er galt als einer der bedeutendsten Kardinäle und wurde häufig als theologische und kirchenpolitische rechte Hand des jetzt seligen Papst Johannes Pauls II. bezeichnet. Mit ihm gibt es nach 482 Jahren erstmals wieder einen Deutschen auf dem Stuhl Petri.

Mehr als alle seine Vorgänger denkt und handelt dieser Papst aus Grundüberzeugungen. Er ist der Gelehrte auf dem Papstthron, der seine Antworten auf die konkreten Herausforderungen und Fragen der Gegenwart aus dem Glauben ableitet. Mit der Veröffentlichung einer zweibändigen Christologie versucht er den Blick seiner Gläubigen zurück auf die alles bedingende Mitte zu richten. Der gegenwärtige Papst zeigt immer wieder seine Bemühungen, die Einheit der Kirche wiederherzustellen. Aus seiner Sicht wird die Neuevangelisierung Europas und der ganzen Welt nur dann möglich sein, wenn die Menschen begreifen, dass Glaube und Vernunft keine Gegensätze, sondern aufeinander angewiesen sind. Im Juli 2009 legte der Heilige Vater seine erste Sozialenzyklika „Caritas in veritate“ vor, in der er konkrete Ideen zu einer neuen Weltordnung entworfen hatte: die Wirtschaft bedarf der Ethik. Papst Benedikt XVI. setzt auf eine Konzentration der Grundbotschaften des Glaubens: Liebe und Hoffnung. Er versucht, der Welt eine Religion wieder zu erklären, die sie verlernt hat. Das bedingt, dass die katholische Kirche zukunftsfest gemacht werden muss in einer Welt, in der alles relativ geworden zu sein scheint. Das bedeutet aber auch eine konservative Grundhaltung, ein Nichtaufgeben und ein starkes Beharrungsvermögen im Dogmatischen für eine Kirche, die 2000 Jahre alt ist und ihre Zukunft in solchen Zeiträumen denkt. Der 265.Papst in der Kirchengschichte hat Tiroler Wurzeln und enge Beziehungen zu Südtirol: Seine Großeltern mütterlicherseits stammen aus Mühlbach im Pustertal. Gekannt haben die drei Geschwister und vor allem der jüngste Joseph ihre Großmutter, Maria Tauber, kaum mehr. Der ältere Bruder von Kardinal Ratzinger, Apostolischer Protonotar Prälat Georg Ratzinger, erinnert sich aber, dass die Großeltern in einer Mühle in Mühlbach gewohnt haben, die von der Rienz mitgerissen wurde. "Danach sind unsere Großeltern nach Bayern ausgewandert, wo 1884 unsere Mutter zur Welt gekommen ist", erzählt Prälat Ratzinger. An die Südtiroler Wurzeln scheinen sich die Geschwister Ratzinger gerne zu erinnern, denn schon seit Jahrzehnten gehört der bisherige Kurienkardinal Joseph Ratzinger zu Südtirols treuen Besuchern. Er liebt die Ruhe und Erholung, wenn er in Südtirol weilte. Und das tat er gern und oft. Anfang der 70-er Jahre urlaubte Joseph Ratzinger, damals Erzbischof von München und Universitätsprofessor, erstmals in Brixen, und nächtigte im Gasthof Stremitzer- "Grüner Baum". Dort befindet sich eine „Vatikan-Stube“, in der sich viele Fotos von prominenten Tiroler Priestern befinden.. Eine zentrale Position dieser Stube nimmt das Foto der beiden „Ratzinger Brüder“ ein, Joseph Ratzinger mit seinem Bruder Georg. Bei seinem Besuch 1977 übernachtete der spätere Papst zum ersten Mal im Priesterseminar. Er kam regelmäßig nach Brixen, alle drei bis vier Jahre, in Begleitung seines Bruders Georg und früher auch seiner inzwischen verstorbenen Schwester Maria. "Einfach, weil Südtirol eine wunderschöne Gegend ist", erzählt Georg Ratzinger. Auch nach Joseph Ratzingers Ernennung zum Kardinal und dann 1982 nach der Berufung nach Rom blieb er seiner Gewohnheit treu.

Foto: Dr. Heinz Wieser Papst Bendikt XVI. bei einer Audienz in Rom 

Papst Bendikt XVI. bei einer Audienz in Rom

Meist verbrachte er zehn Tage im Brixner Priesterseminar. Er logierte dann in der Bischofswohnung und machte Spaziergänge und Ausflüge. Regelmäßig hat sich Ratzinger auch mit Bischof Wilhelm Egger getroffen. Deshalb ist es kein Wunder, dass sich der Heilige Vater vom 28. Juli bis 11. August 2008 in der alten Bischofsstadt Brixen aufhielt. Benedikt XVI. selbst ist es, der bei aller Papst-Begeisterung immer wieder deutlich macht, dass es nicht um seine Person geht. Seine Bescheidenheit und seine Botschaft zeugen davon, dass das Amt des Papstes tatsächlich Dienstamt ist.

Dr.Heinz Wieser