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Chargierte beim Begräbnis

Mit einem feierlichen von Salzburgs Erzbischof Dr. Alois Kothgasser zelebrierten Pontifikalrequiem im Innsbrucker Dom und dem anschließenden Trauerkondukt durch die Innsbrucker Altstadt verabschiedeten sich Tausende Menschen von Bischof Dr. Reinhold Stecher, der am 29. Jänner im Alter von 91 Jahren gestorben ist.

Mit dem Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn, dem Apostolischen Nuntius in Österreich, Titularerzbischof Peter Zurbriggen waren im Presbyterium des Domes weitere 13 Bischofe, Äbte, Prälaten und Monsignori, darunter auch die Diözesanbischöfe Egon Kapellari (Graz-Seckau), Alois Schwarz (Gurk- Klagenfurt) sowie Ivo Muser (Bozen-Brixen) und Erzbischof Dr. Luigi Bressan (Trient). Dem Pontifikalrequiem, zu dem es Trauermusik von dem von Domkapellmeister Christoph Klemm dirigierten Domchor mit Volksgesang gab, wohnten Wissenschaftsminister Dr. Karlheinz Töchterle, Landeshauptmann Günther Platter mit Mitgliedern der Tiroler Landesregierung, der Präsident des Tiroler Landtages, DDr. Herwig van Staa mit Abgeordneten des Tiroler Landtages, Südtirols Landeshauptmann Dr. Luis Durnwalder sowie die Alt-Landeshauptmänner Dipl. Ing. Dr. Alois Partl und Dr. Wendelin Weingartner sowie EU-Kommissar Dr. Franz Fischler bei.

In seiner Begrüßung hob Erzbischof Kothgasser den verstorbenen Bischof Stecher als Diener an Gott und den Menschen, den Lehrer, Seelsorger und Prediger hervor. Als Brückenbauer zwischen den Konfessionen und Religionen trat Stecher stets ein für die Versöhnung zwischen jüdischen Gemeinden und Christen und sagte: "Alt-Bischof Reinhold war ein tiefgläubiger Pilger, ein beherzter Mensch und ein aufrechter Tiroler."

Innsbrucks Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer erinnerte in seiner Predigt ebenfalls an Stechers Einsatz für die Versöhnung von Christen und Juden. Alt-Bischof Reinhold, der wegen Organisation einer Wallfahrt in Gestapohaft kam, hat später stets das nüchterne Bedenken der Hintergründe der NS-Zeit eingefordert, sowie den Wurzelverzweigungen des Hasses nachzugraben, den Nährboden für Vorurteile, Sündenbocktendenzen, Horizontverengungen, Rassenstolzdummheiten und Aberglauben aufzuspüren. Der Altbischof hat ein intensives Gebetsleben geführt, so Scheuer weiter, er hat in Ansprachen, Briefen und Bildern als feinfühliger Beobachter Aha-Erlebnisse ermöglicht und durch Solidarität mit Armen und Benachteiligten beeindruckt. Beklagt hat sich Stecher oft über eine Distanz zwischen Bischöfen und alltäglicher Seelsorge und über eine schleichende Entpersonalisierung in der Kirche. Er hat sich für die Priesterweihe von "viri probati" ausgesprochen, zugleich jedoch auch das Bild eines im Zölibat lebensfrohen, ausgeglichenen Bischofs vorgelebt. Der Apostolische Nuntius Erzbischof Zurbriggen überbrachte Grußworte von Papst Benedikt XVI., der sich stets nach dem Befinden Stechers erkundigte. Dieser war ein engagierter Arbeiter im Weinberg des Herrn, der die Botschaft der Liebe Gottes zu den Menschen gebracht und Nächstenliebe für Bedürftige sichtbar gemacht hat Wie sehr sich Bischof Stecher als Brückenbauer einsetzte, kam beim Requiem zum Ausdruck. Die frühere evangelische Superintendentin, Dr. Luise Müller, trug die Lesung vor und Dr. Esther Fritsch von der jüdischen Kultusgemeinde zitierte den Psalm 23.

Für Tirols Landeshauptmann Günter Platter hat Stecher stets das Gesicht einer menschenliebenden, fröhlichen Kirche vermittelt. Eine echte Ausnahmeerscheinung, wie es sie nur selten gibt, ist der Verstorbene jedoch auch durch sein Wirken weit über die Kirche hinaus gewesen: Sein Beitrag zur Aufarbeitung der NS-Zeit hat die Gesellschaft humaner gemacht und dazu beigetragen, dass Antisemitismus in Tirol keine Chance hat. Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer beschrieb den verstorbenen Ehrenbürger der Stadt als Mann des Herzens und der Wahrheit, der hohe Glaubhaftigkeit, Formulierungsgabe und Toleranz gezeigt und öfters mutige und klare Stellung bezogen hat.

Im Anschluss an das Requiem wurde der Sarg Stechers in einem Kondukt mit einer beeindruckenden Beteiligung von den Tiroler Traditionsverbänden, drei Musikkapellen und weiteren Vereinen und Gruppierungen von zwei Norikern aus Osttirol durch die Innsbrucker Innenstadt gezogen. Nach einer Ehrensalve durch die Reichenauer Schützen wurde der allseits verehrte und betrauerte Bischof Dr. Reinhold Stecher nach einem Libera in der Gruft des Domes beigesetzt.

Dr.Heinz Wieser

 

Hier gibt es noch weitere Bilder vom Begräbnis